Dissertationsprojekt Korinna Gonschorek
Celtic Mythology in English and German Medieval Literature
Seit jeher lösen das Magische und das Übernatürliche eine große Faszination auf die Literatur aus. Dies schlägt sich u.a. in der großen Anzahl mittelalterlicher Feenerzählungen in unterschiedlichen Kulturkreisen nieder, so auch in der englischen und deutschen Literatur des Mittelalters. Meist in den Gattungen der matière de Bretagne und der Romanzen erzählen Texte von Begegnungen mit Feenwesen.
Ihren Ursprung findet die mittelalterliche Feenerzählung in der inselkeltischen Mythologie. Zwar gibt es in unterschiedlichen Mythen eine Vielzahl verschiedenartiger Feen, aber für die mittelalterliche Literatur scheint die schöne Dame mit magischen Fähigkeiten einer der attraktivsten Typen gewesen zu sein. Jedoch finden sich zahlreiche weitere mythologische Elemente, die mehr oder weniger stark in die Erzählungen einfließen. Beispielsweise gelangt der Held oft in eine Anderwelt und heiratet eine Fee, doch unterliegt die Ehe meist einem Tabu. Sobald dieses notwendigerweise gebrochen wird, folgen die Trennung und die Bewährungsphase des Helden. Ob hier von einem narrativen Schema zu sprechen ist, das mit der gestörten Mahrtenehe verwandt zu sein scheint, bleibt zu diskutieren.
Mein Dissertationsprojekt zielt darauf ab, die Verwendung der Elemente keltischer Mythologie in mittelhochdeutscher und mittelenglischer Literatur zu analysieren und zu vergleichen. Als Basis dienen der altfranzösische Partonopeus de Blois und die altfranzösischen Melusineromane, die jeweils sowohl ins Mittelenglische als auch ins Mittelhochdeutsche übertragen wurden. Ausgehend von der altfranzösischen Vorlage sollen Elemente der keltischen Mythologie zunächst identifiziert und analysiert werden. Im nächsten Schritt soll untersucht werden, inwiefern die Darstellung dieser mythologischen Elemente in den mittelenglischen und mittelhochdeutschen Adaptionen variiert. Dabei ist anzunehmen, dass mythische Elemente für den Entwurf einer alteritären Gegenwelt verwendet werden, wobei in Abgrenzung dazu höfische Identität konstruiert werden kann. Der Forschungsansatz wird dabei durch die Fragen gerahmt, wie keltische Mythologie verarbeitet wird, welche Unterschiede sich in unterschiedlichen Kulturkreisen herausstellen lassen und welche Folgen eventuelle Veränderungen für den Text mit sich bringen.
Betreuerin: Univ. Prof. Dr. Claudia Olk