Dissertationsprojekt Hedwig Oschwald
Aufkommender Historismus in Violinschulen zwischen Aufklärung und Romantik
Fach: Musikologie
Betreuerin: Prof. Dr. Irene Holzer
In professionellen Lehrwerken für Violine des 18. Jh. (darunter L. Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule) sind erste Modelle einer Musikgeschichtsschreibung zu beobachten, welche in Zusammenhang mit dem aufkommenden Historismus einen Beginn des Nachdenkens über die Aufführung der Musik vorangegangener Generationen markieren. Rund 80 Jahre später deuten Anmerkungen in P. Baillots L’Art du Violon darauf hin, dass sich ein spezifisches Bedürfnis nach wissenschaftlicher Aufarbeitung und eine Reflexion über die stilistisch angemessene Ausführung von Violinmusik entsprechend ihrer Entstehungszeit bis zu einem gewissen Grad etabliert hat. In der vorliegenden historiographischen Studie soll diese Denkfigur des aufkeimenden Historismus erstmals mit der gelehrten Musikpraxis in Verbindung gesetzt werden. Es soll herausgearbeitet werden, dass bereits in den Violinschulen der Aufklärung und der Romantik Denkformen des Historischen existieren. Dabei wird aufgezeigt, inwiefern diese von der jeweiligen Zeit- und Wissenschaftsgeschichte beeinflusst sind. Des Weiteren wird dargestellt, welche kontrastierenden oder sich wandelnden Positionen sich im damaligen Fachdiskurs identifizieren lassen. Aus dem Zeitraum von 1693 bis 1834 werden 36 Quellen – Traktate für Autodidakt*innen, gemischte Werke sowie professionelle Violinschulen – ausgewertet. Neben konkreten Musikbeispielen fließen weitere Archivmaterialien der Zeit wie z.B. Artikel oder Programmhefte mit ein.